TA: Kraftvolle Wiedergeburt der Fusionmusik

Rocken für die Hesse-Orgel: Gräfenrodaer Band BraRoG gastierte in der Bratwurstscheune Holzhausen

 

„BraRoG“, die Brass-Rock-Band aus Gräfenroda, rockte am Samstagabend die Bratwurstscheune Holzhausen in einem Familien- und Benefizkonzert zugunsten der Hesse-Orgel.
Es war einmal eine Zeit, da fielen sich ein rnüde gewordener Jazz und ein ausgelutschter Rock in die Arme, um für etwa fünf Jahre die Fusion-Euphorie zu etablieren. Vonseiten des Jazz gelang es um die Jahrzehntwende 1969/70 vor allem Miles Davis und John McLaughlin, traumhaft neue Musik zu erfinden, aber auch vonseiten des Rock war etwa Frank Zappa mit seinen noch heute faszinierenden Alben „Uncle Meat“ und „Hot Rats“ mutig und überzeugend in die Fusion gesprungen.
Nicht ganz so verschmelzend war die Musik der übrigen Rockgruppen, die meistens dem Rock verhaftet blieben und diesen nur durch eine fetzige Bläsergruppe aufpeppten. Ausgerechnet diese Gruppen wie „Chicago“ oder „Blood, Sweat & Tears“ wurden trotzdem mindestens ebenso legendär wie die vom Jazz kommenden Musiker.
Diese oftmals Brass-Rock genannte Musik der frühen 70er Jahre wurde am vergangene Samstag in der Bratwurstscheune Holzhausen fulminant wiederbelebt. Ausgerechnet eine Band aus Gräfenroda, wo man solch kraftstrotzenden Rock nicht unbedingt vermuten würde, wagte sich an diese Musik. Trotz mancher widriger Umstände ist dies Wagnis gelungen.
Ungünstig war zunächst, dass am gleichen Abend die „Prinzen“ in der Bachkirche spielten. Trotzdem gab es eine Konzertbesucherin, die von „BraRoG“ so angetan war, dass sie auf das Konzert der Prinzen, für die sie sogar eine Eintrittskarte geschenkt erhalten hatte, verzichtete. Eine weitere Widrigkeit war der Sound, der sich in der Bratwurstscheune nicht gut entfalten konnte. Auch die Aufstellung der Bläser hinter der Rhythmusgruppe war wohl wenig zielführend. Umso überraschender, dass es den 12 Mannen aus Gräfenroda trotzdem gelang, das Publikum in den Bann zu ziehen. Da überdies in der Mitte der Scheune auch für die Tänzer ausreichend Platz war, steigerte sich die Stimmung immer mehr. Wie sollte es bei solch prächtigen Perlen wie „The Letter“ (in der Joe-Cocker-Version) oder dem knackigen „25 or 6 to 4“ von Chicago auch anders sein?
Eine weitere selbst gemachte Widrigkeit war die Sucht des Sängers Matthias Heinemann, zwischen die Songs längere Erklärungen einzustreuen. Naturgemäß bildeten diese mehr oder weniger launigen Statements, die vielen im Publikum wenig gefielen, unangenehm retardierende Elemente.
Es spricht für die Güte der Band. dass trotz dieser Slimmungskiller die Begeisterung des Publikums nicht abbrach und das nostalgieselige Konzert insgesamt einen befriedigenden und spannungsgeladenen Eindruck hinterließ.

Thüringer Allgemeine vom 22.09.2015
Von Klaus Ehring

Ein paar kurze Ausschnitte gibt es hier im Video:

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